Der Transport einer ganzen Fabrikanlage über den Seeweg von Belgien nach Indien ist selbst für das erfahrene Team von Militzer & Münch in Deutschland ein ungewöhnliches Projekt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Anlagenteile erst kurz vor dem Transport demontiert werden. Es bleibt nur ein kleines Zeitfenster, um die Maße und den Verschmutzungsgrad der Fracht an die Reederei zu kommunizieren – und zu klären, ob die Ladung überhaupt an Bord darf.

Die Nachfrage nach Bentonit – einem Gestein, das unter anderem im Bauwesen, als Lebensmittelzusatz und in der Kosmetik verwendet wird – ist in Indien stark angestiegen. Daher hat sich ein führender indischer Anbieter des Materials entschieden, eine Fabrikanlage – einen so genannten Walzenstuhl – in den Niederlanden zu demontieren und in Indien wieder aufzubauen.

Das Vorhaben umfasst mehrere Arbeitsschritte: Ein Spediteur bringt die Teile aus den Niederlanden zum Hafen im belgischen Antwerpen. Von dort übernimmt Militzer & Münch den Transport auf dem Seeweg zum Zielhafen. Die meisten Anlagenteile transportiert der Logistikdienstleister ins indische Mundra. Um die ganze Fabrik zu befördern, sind mehrere Transporte nötig. Das Projekt startete im August 2020.

Kurzfristige Lösungen

„Transporte dieser Art sind unter normalen Umständen ein Leichtes für uns“, sagt Marco Fischer, Operations Manager, Sea Freight & Project Logistics bei Militzer & Münch. „Allerdings werden viele der Maschinenteile erst demontiert, kurz bevor sie abtransportiert werden.“ Deshalb gibt es oft spontane Anpassungen bei Größe und Gewicht der Ladung – hier gilt es, schnell passende Lösungen zu finden. Das Team von Militzer & Münch hält deshalb stets engen Kontakt zur Reederei, um die Änderungen so schnell wie möglich kommunizieren zu können.

Die Teile sind bis zu 4,2 Meter breit und 3,8 Meter hoch. Damit sind sie ‚Out-of-Gauge‘, das heißt, sie übersteigen das normale Containermaß. Um die Kapazitäten an Bord möglichst effizient zu nutzen, werden die Container bei der Verladung genau aufeinander abgestimmt. Bei der Beladung spielt auch das Gewicht der Container eine maßgebliche Rolle. Schwere Container lagern im unteren Teil des Containerschiffs, um Stabilität zu gewährleisten. „Der Platz auf den Schiffen ist begrenzt, und bei dieser Fracht handelt es sich in der Regel nicht um Standardcontainer“, erklärt Marco Fischer. „Viele Informationen erhalten wir erst sehr kurzfristig. Daher ist es keine leichte Aufgabe, die Container rechtzeitig bei der Reederei anzumelden und an Bord unterzubringen.“

„Der Schiffskapitän hat die Möglichkeit, Ladung abzulehnen, wenn diese aus seiner Sicht zu stark verschmutzt ist.“

Marco Fischer
Project Logistics Sea Freight bei Militzer & Münch

(K)eine saubere Sache

Eine weitere Herausforderung für das Team von Militzer & Münch: Teilweise sind die Teile der Fabrikanlage sehr verschmutzt. Da die Ladung direkt nach ihrem Abbau abtransportiert wird, bleibt keine Zeit, die Fabrikteile zu reinigen. „Der Schiffskapitän hat die Möglichkeit, Ladung abzulehnen, wenn diese aus seiner Sicht zu stark verschmutzt ist“, sagt Marco Fischer. „Bisher wurde zwar noch keiner unserer Container abgelehnt, sollte dies jedoch geschehen, finden wir auch dafür eine Lösung.“ Die intensive Kommunikation mit der Reederei und dem Kunden sowie das fundierte Know-how des Militzer & Münch Teams haben dafür gesorgt, dass die ersten Transporte bereits erfolgreich und zur vollen Zufriedenheit des Kunden abgewickelt werden konnten.

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