Mit Mammut-Projekten kennt China sich aus. Was den Chinesen vor mehreren Jahrhunderten mit der Fertigstellung der Chinesischen Mauer gelungen ist, soll sich nun in ähnlicher Weise wiederholen. Geplant ist ein gigantisches Investment-Paket zur Verbesserung des Transportnetzes zwischen Asien und Europa. Auch Militzer & Münch nutzt die Chance und baut seine Standorte und Landtransporte in China und Zentralasien weiter aus. In einigen der Länder ist Militzer & Münch bereits seit über 20 Jahren tätig.

Das Projekt zur Wiederbelebung der Seidenstraße läuft unter dem Namen „One Belt, One Road“ (OBOR; ein Gürtel, eine Straße). In den nächsten Jahren plant China dafür über 100 Milliarden Dollar ein. Die 2.100 Jahre alte Seidenstraße gewinnt durch die Initiative, die gleichzeitig als Handels- wie auch als politische Strategie der chinesischen Regierung fungiert, wieder an Bedeutung für die heutige Transportwelt. Schon damals nutzte man diese Route für den Warenverkehr zwischen China und Europa. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Straße, wie der Name vermuten lässt, sondern um ein Netz von Wegen, Haupt- und Nebenstraßen. Diese führten durch Länder, die heute bekannt sind als China, Indien, Pakistan, Afghanistan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Türkei.

Der Warenverkauf, Versand und Tausch dauerte damals noch mehrere Jahre. Heutzutage kann Ware in knapp 15 Tagen vom einen auf den anderen Kontinent verschickt werden. Früher nutzte man Kamele als Transportmittel, heute werden diese auf dem Landweg von Zügen und Lkw ersetzt. Ein wichtiger Bestandteil der „One Belt, One Road“ Initiative ist der Ausbau der Infrastruktur. Dazu gehören Bahnnetze, Straßen, Pipelines und Seehäfen. Zudem entstehen riesige Industrieareale entlang der Seidenstraße – sowohl in China als auch in Zentralasien.

In den zentralasiatischen Ländern und in der transkaukasischen Region beschäftigt Militzer & Münch insgesamt rund 200 Mitarbeiter, in China etwa 100 Mitarbeiter. Allein in China ist das Unternehmen mit sieben Niederlassungen stark vertreten. Insbesondere die langjährige Niederlassung im chinesischen Urumqi ist ein optimaler Ausgangsort für Transporte nach Kasachstan und Usbekistan. Das Ziel ist, die Präsenz in China und Zentralasien sowie die Verkehre zwischen den Regionen noch weiter zu verstärken.

Chinageschäft wird ausgebaut

Die Aufstockung des Management Teams von Militzer & Münch China ist ein zentraler Schritt für die Ausweitung der Geschäfte an der neuen Seidenstraße. Glenn Bai hat seit September 2016 die Verantwortung für die chinesische Landesgesellschaft. Seit Anfang des Jahres wird er von vier neuen Mitarbeitern unterstützt – darunter die Industrie-Experten Eric Wang, Director Rail Freight China, und Philip Wang, Director North China.

Zur zusätzlichen Stärkung hat Militzer & Münch China im Februar außerdem die Trade Lane Sales Managerin Anna Boro eingestellt. Die gebürtige Russin soll sich speziell auf die Entwicklung des Geschäfts zwischen China, Russland und Zentralasien entlang der Seidenstraße fokussieren.

Ein neues Produkt ist auf der Route von China nach Zentralasien bereits etabliert. Ein Containerblockzug verbindet Xuzhou im Osten Chinas mit der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Im Januar und Februar erfolgten für ein Industrieprojekt insgesamt drei Transporte von China nach Usbekistan. Beladen waren die Blockzüge mit Stahlblechrollen in 20-Fuß-Containern. Jeder Transport benötigte nur 10 bis 12 Tage von Xuzhou in der Provinz Jiangsu bis nach Taschkent. Dabei arbeitete Militzer & Münch eng mit seiner Schwestergesellschaft InterRail zusammen. Im vergangenen Jahr fuhr InterRail auf der neuen Seidenstraße bereits rund 280 Züge von China nach Europa.

„Durch die ‚One Belt, One Road‘-Initiative und die damit zusammenhängenden hohen Investitionen sind zahlreiche Infrastrukturprojekte in den Anliegerländern Zentralasiens zu erwarten“, sagt Glenn Bai. „Wir werden die Chancen wahrnehmen, um das Potenzial dieses vielversprechenden Marktes zu nutzen. Dabei arbeiten wir eng mit den Landesgesellschaften in Zentralasien zusammen.“

Seidenstraßen-Fonds

Vor etwa einem Jahr gründete China als zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt ein eigenes Geldinstitut, die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB), und einen Seidenstraßen-Fonds (Silk Road Fund), um die Infrastruktur in Asien zu verbessern. In den Seidenstraßen-Fonds flossen 40 Milliarden US-Dollar. Die AIIB wurde von China mit 50 Milliarden US-Dollar als Startkapital ausgestattet. Von den weiteren Mitgliedsstaaten wurden die finanziellen Mittel der Bank ebenfalls weiter aufgestockt. So beteiligt sich unter anderem Deutschland mit 4,5 Milliarden US-Dollar.

Länder und Projekte

Militzer & Münch gehört zu den führenden Transport- und Logistikdienstleistern in Zentralasien mit Standorten in Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Seit dem 1. Februar ist das Unternehmen auch in Aserbaidschan präsent. Eine Delegation aus zwei Mitarbeitern übernimmt die Geschäfte vor Ort. Hier liegt das Potenzial vor allem auf dem Standard-Transportgeschäft.

In Tadschikistan hat Militzer & Münch kürzlich zwei große Projekte gewonnen. Ein Langzeit-Vertrag umfasst die Anlieferung der Waren für einen Betten- und Einrichtungsfachmarkt mit monatlich sechs oder mehr Lkw-Ladungen. In der Anfangsphase im Dezember und Januar wickelte Militzer & Münch bereits 17 Road-Transporte von Polen nach Tadschikistan ab.

Das zweite Vorhaben ist ein Staudammprojekt, für das Militzer & Münch Bauteile transportiert. Der Staudamm entsteht derzeit am Wachsch, dem Fluss, der Tadschikistan vom Norden nach Südwesten durchfließt und für das Land eine wichtige Stromquelle darstellt. Etwa 180 bis 200 Lastwagenladungen wird Militzer & Münch voraussichtlich nach Tadschikistan transportieren – davon 30 mit einer Überhöhe von 3,4 Metern (siehe Kurznews in der Rubrik PROJEKTE).

In Kasachstan normalisiert sich nach der Abwertung der kasachischen Währung Tenge die wirtschaftliche Situation des Landes wieder. „Der Markt hat sich stabilisiert. Militzer & Münch profitiert von langsam zunehmenden Transporten“, sagt Nikolaus Kohler, Regional Managing Director Middle East / Central Asia. „Wir sind optimistisch, dass vor allem nach der Weltausstellung Expo 2017 in Kasachstan das Projektgeschäft wieder an Fahrt aufnimmt.“ Dank großer chinesischer Onlinehändler, bei denen auch die Bevölkerung Kasachstans einkauft, nimmt zudem das B2C-Geschäft zu. Militzer & Münch ist angesichts des eigenen KEP-Dienstes in Kasachstan für zunehmende Sendungsmengen bestens gerüstet.

Nach Usbekistan blickt die Logistikbranche ebenfalls zuversichtlich. Zwar gab es aufgrund von Devisenregulierungen bisher kaum Sicherheiten für ausländische Investoren, jedoch stehen dem Land unter dem im Dezember 2016 gewählten Präsidenten voraussichtlich neue Wege offen. „Wir erhoffen uns, dass die zurzeit bestehenden Kapitalbeschränkungen nach und nach gelockert werden, was wiederum den Weg für Investitionen ebnet“, sagt Nikolaus Kohler.

Landwege sind zeit- und kostensparend

Die chinesische Regierung hat bereits über 60 Länder von ihrem OBOR-Projekt überzeugt. Der Landweg hat zwei klare Vorteile gegenüber dem See- und Luftweg: der Preis und die Geschwindigkeit. Der Transport mit Zügen dauert etwa 20 Tage weniger als mit dem Schiff und ist weitaus günstiger als mit dem Flugzeug.

Während über die alte Seidenstraße kostbare Stoffe, Porzellan und orientalische Gewürze transportiert wurden, soll die neue Seidenstraße zum Transport von Elektronik, Markenware, Autoteilen, Textilien und vielem mehr genutzt werden. Vollcontainer per Bahn transportieren Militzer & Münch und InterRail auf der Strecke China – Europa in beide Richtungen derzeit insgesamt zehn Mal pro Woche.

Projekte entlang der Seidenstraße

  • Aserbaidschan: Eine Erdgaspipeline soll von Aserbaidschan durch die Türkei bis nach Europa verlaufen. Es ist eine vom „Trans-Anatolian Natural Gas Pipeline (TANAP) Project“ geplante und im Bau befindliche, rund 2.000 Kilometer lange Erdgaspipeline.
  • Tadschikistan: Eine Ausbesserung der Grenzstraße von Dushanbe in Tadschikistan nach Usbekistan läuft.
  • Pakistan: Für eine bessere Verbindung von Zentralasien zu den Häfen in Gwadar und Karachi soll in dem Abschnitt von Shorkot nach Khanewal ein Ausbau der Autobahn erfolgen. Das Projekt soll helfen, die Effizienz und Sicherheit in dem Transport-Korridor zu gewährleisten. Es wird knapp 64 Kilometer und vier Fahrbahnen umfassen.

Pläne von InterRail

InterRail – ein auf Bahntransporte spezialisiertes Unternehmen und Schwestergesellschaft von Militzer & Münch unter dem Dach der TransInvest Group – hat für seine Geschäfte drei bedeutende Handelsrouten bestimmt:

  • Auf der Ost-West-Route ist es das Ziel, einer der erfolgreichsten Buchungsagenten zu werden.
  • Auf der sogenannten alten Seidenstraße, dem China-Zentralasien-Korridor, sollen die Pionier-Test-Züge zu regelmäßigen Verbindungen ausgebaut werden.
  • Das gleiche gilt für den Nord-Süd-Korridor. Hier sollen zusätzlich regelmäßige Blockzugverkehre eingerichtet werden.

InterRail hat insbesondere in den letzten 24 Monaten diverse neue Produkte und Routen in sein Portfolio aufgenommen. Dazu gehören zum Beispiel offene Züge für die Beladung mit einzelnen Containern bzw. Containergruppen, aber auch LCL-Verkehr ab China nach Europa sowie Verladungen in Spezialwaggons zwischen Russland und Zentralasien. Geographisch gesehen hat InterRail unter anderem neue Zugverbindungen ab China nach Afghanistan, der GUS, Lettland sowie erst kürzlich nach UK gestartet.

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