Andreas Löwenstein hat 28 Jahre Erfahrung in der Logistik. Seit Dezember 2019 arbeitet er für Militzer & Münch – und seit April 2020 in der Position des Regional Managing Director Asia / Far East. Er hat Sinologie studiert und eine Affinität zu Asien und insbesondere China. Im Interview erzählt er uns, was ihn an Asien fasziniert und welche Pläne er für Militzer & Münch im Osten der Region hat.

Herr Löwenstein, Sie haben fast drei Jahrzehnte Erfahrung in der Logistikbranche. Was war Ihre Motivation, Logistiker zu werden?

Andreas Löwenstein: Früher habe ich Sinologie studiert, also Chinawissenschaften, und währenddessen habe ich zweieinhalb Jahre in China verbracht. Andere Länder und Kulturen, Menschen und Märkte haben mich schon immer fasziniert – die Logistikbranche passt deshalb perfekt zu mir. Sie gibt mir außerdem die Möglichkeit, viel zu reisen und meine Sprachkenntnisse anzuwenden. Im Laufe meiner Karriere habe ich bereits in China, Japan, Singapur, Thailand und den USA gelebt – zusammengenommen habe ich 31 Jahre in diesen Ländern verbracht.

Haben Sie zuvor in anderen Branchen als der Logistikbranche gearbeitet?

Andreas Löwenstein: Davor war ich in der Tourismusbranche tätig. Diese Branchen haben im Übrigen viele Gemeinsamkeiten. Auch im Tourismus geht es darum, mit Agenten zusammenzuarbeiten, Projekte gemeinsam mit vielen Partnern zu koordinieren und Produkte zu verkaufen. In beiden Branchen sind Kreativität und die Fähigkeit, neue Wege zu finden, gefragt – sie entscheiden über Erfolg und Scheitern.

Wie läuft das Geschäft von Militzer & Münch in Asien?

Andreas Löwenstein: Das Geschäft in Asien läuft gut. Die Region ist sehr dynamisch. Das heißt aber auch, dass sich die Voraussetzungen mit rasender Geschwindigkeit ändern. Wer sich hier mit dem Status quo zufriedengibt, wird schnell von der Konkurrenz abgehängt. Es gehört zu unserem Alltag, uns mit Sonderwirtschaftszonen, Zollfreiheiten zwischen definierten Subregionen oder bilateralen Länder-Partnerschaften zu beschäftigen – das stellt uns zwar oft vor Herausforderungen, birgt aber auch viele Chancen. In Asien gibt es zurzeit viel mehr Möglichkeiten für Investments als in Europa. So werden zum Beispiel neue Häfen gebaut, um Industrie anzusiedeln. Das ist natürlich auch mit Risiken verbunden, denn politische Spannungen, Handelsbeschränkungen und plötzliche Behinderungen des Warenflusses sind typisch für die Region. Zudem gibt es hier Schwankungen bei den Wechselkursen, wie es sie in Europa schon lange nicht mehr gab. Die Produktentwicklung, der Ausbau des Netzwerks sowie legale und währungsspezifische Fragen stehen also täglich im Mittelpunkt unserer Arbeit.

Was sind die Ziele von Militzer & Münch in Asien?

Andreas Löwenstein: In Regionen wie Zentralasien ist Militzer & Münch den Mitbewerbern eine Nase voraus – im größten Teil Asiens stehen wir hier noch am Anfang. Wir arbeiten daran, die richtigen Partner zu finden, umsichtige Ziele zu formulieren und vorausschauend zu investieren. Neben einer Landesorganisation mit mehreren Standorten in China, die schon lange etabliert ist, gibt es nur eine kleine Landesgesellschaft in Sri Lanka und eine Neugründung in Malaysia. Wir wollen unser Netzwerk und unsere Aktivitäten innerhalb Asiens weiter ausbauen.

Welche Geschäftsbereiche sind in Asien am erfolgreichsten?

Andreas Löwenstein: Sowohl die Transporte zwischen Asien und Europa als auch die innerasiatischen Verkehre laufen zum größten Teil über See- und Luftfracht. Wir arbeiten mit einer Vielzahl von kleinen und großen sowie nationalen und regionalen Reedereien und Luftfahrtgesellschaften zusammen. Straßen- und Schienenverkehre innerhalb Asiens stoßen aufgrund der geografischen Gegebenheiten an ihre Grenzen. Hier gibt es noch Entwicklungsmöglichkeiten. Aufgrund der spezifischen Expertise der Kolleginnen und Kollegen von Militzer & Münch und natürlich der InterRail haben wir jedoch insbesondere beim Schienenverkehr zwischen Asien und Europa einen Vorteil gegenüber unseren Mitbewerbern – hier sehen wir großes Potenzial, uns noch stärker auf dem asiatischen Markt zu positionieren. Aktuell brummt es geradezu auf der Schiene, und selbst Straßenverkehre von China nach Europa gehören neuerdings zu unserem Angebot.

Wie hat sich COVID-19 auf das Geschäft von Militzer & Münch in Asien ausgewirkt?

Andreas Löwenstein: Selbstverständlich gab es ein geringeres Wirtschaftsaufkommen, und die Markteinbrüche in Europa waren hier deutlich zu spüren – insbesondere im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Das trifft jedoch auf die ganze Logistikbranche zu. Vor allem beim Transport von Ersatzteilen für Flugzeuge haben wir einen deutlichen Rückgang verzeichnet. Das haben insbesondere die Kolleginnen und Kollegen in Hamburg und Peking gespürt, denn weniger Flugverkehr während der Pandemie bedeutet auch, dass weniger Ersatzteile gebraucht werden. Jedoch ist der asiatische Markt so dynamisch, dass wir diese Rückgänge gut verkraften konnten. Auch während der Pandemie passiert in Asien sehr viel und es bieten sich genug Möglichkeiten. Mittlerweile laufen die Flüge innerhalb Chinas wieder fast genauso wie vor der Pandemie.

Was hat sich seit Beginn der Pandemie für Sie persönlich verändert?

Andreas Löwenstein: Die Pandemie hat mir gezeigt, wie viel machbar ist, ohne zu reisen. Videokonferenzen haben sich in den vergangenen Monaten etabliert – sie sparen viel Zeit und Geld. Dennoch bleibt die Logistik ein Geschäft zwischen Menschen. Der persönliche Kontakt zu Kundinnen und Kunden sowie Kolleginnen und Kollegen ist ein wesentlicher Bestandteil davon. Ich freue mich schon wieder darauf, in Asien zu reisen, um alte Partnerschaften zu pflegen und neue aufzubauen.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Andreas Löwenstein: Ich habe ein großes Interesse an Geschichte und Kultur. Da ich in meinem Leben in sechs verschiedenen Ländern gelebt habe und viel gereist bin, konnte ich dieses Interesse ausgiebig ausleben.

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